Was bedeutet „heilpädagogische Spieltherapie“?

Möchte man die heilpädagogische Spieltherapie als eigenständiges Behandlungskonept begreifen, so erscheint der Begriff der pädagogisch orientierten Kindertherapie als der treffendste, um sie zu beschreiben.

Sie ist ein Integrationsmodell mit besonderer Bezogenheit zur humanistischen Psychologie und Pädagogik.

Bei der spieltherapeutischen Arbeit mit den Klienten/Kindern steht insbesondere die Integration unverarbeiteter Erfahrungen und die Unterstützung kognitiver Lernprozesse zur zielorientierten Modifikation von unangepasstem Verhalten im Vordergrund. Zudem ist die Stabilisierung des Selbstbildes, des werdenden Ichs, des Selbstwertgefühls und die Entwicklung zunehmender Lebenszufriedenheit und sozialer Reife Ziel der spieltherapeutischen Arbeit im SpielRaum. Spieltherapie bewirkt u.a.: „…die eigenen Gefühle wahrzunehmen, sie zu formulieren und zu akzeptieren, sie zu kontrollieren und in das Gesamtverhalten einzuordnen.“ 2)

Das Spiel hat unbestritten eine große Bedeutung für alle Fähigkeitsbereiche des Menschen.

Tangiert werden neben sozio-emotionalen Aspekten die Bewegung, Sprache und Kognition.

2) Zitat aus dem Lehrbuch der heilpädagogischen Übungsbehandlung; C.M.von Oy/A.Sagi

Beispiele zu Spielmethoden und deren Wirkung:

• kreative Medien Ton/Knete/Farbe u.ä. ermöglichen:
– sensomotorische Nachreifung
– Emotionen niedrigschwellig auszudrücken
– Förderung fein/graphomotorischer Fähigkeiten

• im Rollenspiel/Puppenspiel werden:
– soziale Rollen und deren vielfältige Modelle erspielt
– Konflikte symbolisiert verarbeitet
– Verhaltensvarianten erprobt
– Gefühle verpackt und variiert ausgedrückt
– Erfahrungen korrigiert und verändert wahrgenommen
– Motorik spielerisch geschult
– mehrere Funktionen zeitgleich aktiviert (sprechen/zuhören, denken/fühlen, agieren/reagieren)
– verbale Kommunikation angeregt

• in der Snoezelen-Ecke wird:
– Wahrnehmung/Sensorik gefördert
– reizarm in Beziehung gegangen
– durch kindzentrierte Entspannungsübungen die Kräfte des Bilderlebens angeregt, die nachweislich die Kreativität, Konzentration und die Eigenkontrolle anregen.
– positiver Einfluß auf die seelische Gesundheit genommen

• durch Konstruktionsspiele können:
– unbewußte Ebenen angesprochen und Bewältigungsstrategien erlebt werden
– non-verbale Kommunikationsmöglichkeiten wirksam werden
– organisiertes, planvolles, zielorientiertes Handeln eingeübt werden
– eigene Leistungen und Fähigkeiten der Selbstbewertung unterzogen werden
– Frustrationstoleranzgrenzen wahrgenommen und angepasst werden

• Sandspiele mit/ohne Wasser bewirken:
– Extension des kindlichen Selbst
– unbewußte Ebenen werden externalisiert und einer Heilung zugeführt
– Nachreifungsprozesse bei regressivem Verhalten
– das Auslösen und Ausdrücken von basalen Emotionen
– Projektion eigener Wünsche und Bedürfnisse
– das Ausleben von Kontrollbedürfnissen

Zusätzlich können durch Sandbilder diagnostische Aussagen getroffen werden.

 

Dies kann nur im Ansatz die Vielfältigkeit des Wirkungsbereiches des heilpädagogischen Spiels darstellen.
Da die Wirksamkeit der heilpädagogischen Spieltherapie in erster Linie von der Beziehungsarbeit abhängt, ist sie eine Breitbandintervention, zunächst ohne konkrete Gegenindikation (ausgenommen schwere geistige Behinderung).

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